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1. Theil 3 - S. 93

1861 - Hanover : Rümpler
vorstellen sollte, so nöthigten ste dock alle Fremden, zu gestehen, daß man nichts Vollkommncres sehen könne. Uns dünkt, diese Beispiele beweisen schon hinlänglich, daß man den Abderiten kein Unrecht that, wenn man sie für warme Köpfe hielt. Aber wir zweifeln, ob sich ein Zug denken läßt, der ihren Charakter stärker zeichnen könnte, als dieser: daß sie, nach dem Zeugnis des Iustinus, die Frösche in und um ihre Stadt der- gestalt Überhand nehmen ließen, daß sie selbst endlich genöthiget wiirden, ihren quäkenden Mitbürgern^platz zu machen und, bis zu Austrag der Sache, sich unter dem Sckiltze des Köliigs Kapander an einen dritten Ort zu begeben. Dies Unglück heftet die Abderiten nicht ungewarnt. Ein weiser Mann, der sich unter ihnen befand, Demokritus, sagte ihnen lange zilvor, daß es endlich so kommen würde. Der Fehler lag in der That bloß an deii Mitteln, wo- durch ste dem Übel steuern wollten, wiewohl sie nie dazu gebracht werden konnten, dies einzuseheii. Was ihnen gleichwohl die Augen hätte öffnen sollen, war, daß ste kaum etliche Monate von Abdera weggezogen waren, als eine Menge von Kranichen ans der Gegend von Geranien ankamen und it;nen alle ihre Frösche so rein weg- putzten, daß eine Meile rings um Abdera nickt einer übrig blieb, der dem wiederkommenden Frühling Bofxsxcx xoa£ xo«£ entgegen gesungen hätte. 2. Eine Unterredung vom Schlaraffenlande der Sittenlehrer. I, 108. Demokritus hatte sich, da er von weiten Reisen in sein Vater- land zurückkam, mit dem Gedanken geschmeichelt, daß er demselben mittels alles dessen, um was sich sein Verstand und sein Herz in- dessen gebessert hatte, nützlich werden könnte. Er hatte sich nicht vorgestellt, daß es mit den abderitsschen Köpfen so gar übel stünde, als er es nun wirklich befand. Aber da er sich einige Zeit unter ihnen aufgehalten, sah er augenscheinlich, daß es ein' eitles Unter- nehmen gewesen wäre, sie verbessern zu wollen. Alles war bei ihnen so verschoben, daß man nicht wußte, wo man die Verbesserung anfangen sollte. Jeder ihrer Misbräncke hieng an zwanzig andern; es war unmöglich, einen davon abzustellen, ohne den ganzen Staat umznsckaffen. Er beschloß also, sich mit guter Art von ihnen zu- rückzuziehen, und gieng ein kleines Gut zu bewohnen, das er in der Gegend von Abdera besaß, und mit dessen Benutzung lind Verschönerung er die Stunden beschäftigte, die ihm sein Lieblings- stndium, die Erforschung der Naturwirkungen, übrig ließ. Aber zum Unglück für ihn lag dies Landgut zu nah bei Abdera. Denn weil die Lage desselben ungemein schön, und der Weg dahin einer der angenehmsten Spaziergänge war: so sah er sich alle Tage Gottes von einem Schwarm von Abderiten und Abderitinnen, lauter

2. Theil 3 - S. 101

1861 - Hanover : Rümpler
101 Die ich rief, die Geister, Werd' ich nun nicht los. Vn die Ecke, Besen! Besen! Seid's gewesen. Denn als Geister Ruft euch nur zu seinem Zwecke Erst hervor der alte Meister.' 60. Anschlagzettel im Namen von Philadelphia. Von Lichtmberg. Vermischte Schriften. Göttingen 1841—4l. Iii, 185. Av er tissemcu t. Jollen Liebhabern der übernatürlichen Physik wird hierdurch bekannt gemacht, daß vor ein paar Tagen der weltberühmte Zau- berer Philadelphus Philadelphia, dessen schon Cardanus in seinem Buche de natura supernaturali Erwähnung thut, indem er ihn den von Himmel und Hölle Beneideten nennt, allhier aus der ordinären Post angelangt ist, ob es ihm gleich ein Leichtes gewesen wäre, durch die Lust zu kommen. Es ist nämlich derselbe, der im Jahr 1482 zu Venedig auf öffentlichem Markt einen Knaul Bindfaden in die Wolken schmiß und daran in die Luft kletterte, bis man ihn nicht mehr gesehen. Er wird mit dem nennten Jenner dieses Jahres anfangen, seine Einthalerkünste auf dem hiesigen Kaufhause öffentlich-heimlich den Angen des Publici vorzulegen, und wöchent- lich zu besseren fortschreiten, bis er endlich zu seinen Fünfhundert- louisdorstücken kommt, darunter sich einige befinden, die, ohne Prahlerei zu reden, das Wunderbare selbst übertreffen, ja, so zu sagen, schlechterdings unmöglich sind. Es hat derselbe die Gnade gehabt, vor allen hohen und niedri- gen Potentaten aller vier Wclttheile und noch vorige Woche auch sogar im fünften vor Jhro Majestät der Königin Oberen auf Otaheite mit dem größten Beifall seine Künste zu machen. Er wird sich hier alle Tage und alle Stunden des Tages sehen lassen, ausgenommen montags und donnerstags nicht, da er dem ehrwürdigen Congreß seiner Landsleute zu Philadelphia die Grillen verjagt, und nicht von elf bis zwölf des Vormittags, da er zu Constantinopel engagiert ist, und nicht von zwölf bis eins, da er speiset. Von den Alltagsstückchcn zu einem Thaler wollen wir einige angeben, nicht sowohl die besten, als vielmehr die, die sich mit den wenigsten Worten fassen lassen. 1) Nimmt er, ohne aus der Stube zu gehen, den Wetterhahn von der Jacobikirche ab und setzt ihn auf die Johanniskirche, und wiederum die Fahne des Johanniskirchturms auf die Jacobikirche. Wenn sie ein paar Minuten gesteckt, bringt er sie wieder an Ort und Stelle. Nb. Alles ohne Magnet, durch die bloße Geschwindigkeit.

3. Theil 3 - S. 263

1861 - Hanover : Rümpler
263 Ohne Kautschuk allein wären die Apparate kostspieliger und zer- brechlicher; aber der Hauptvortheil, den beide gewähren, liegt in dem Gewinn an der unendlich kostbareren Zeit. Das Laboratorium des Chemikers ist heutzutage nicht mehr das feuerfeste, dumpfe, kalte Gewölbe des Metallurgen, oder das mit Retorten und Destillierapparaten überladene Laboratorium des Pharmaceuten, es ist ein Helles, warmes, freundliches Zimmer; statt der Schmelzöfen und Kohlen dienen ihm vortrefflich con- struierte Lampen; sein Feuer giebt ihm die reine und geruchlose Weingeistflamme. Mit diesen einfachen Hülfsmitteln, wozu noch die Wage kommt, macht der Chemiker seine umfassenden Untersuchungen. Wägen und Messen unterscheidet die Chemie von der Physik, ja es giebt zwischen beiden keinen andern Unterschied. Seit Jahr- hunderten haben die Physiker gemessen, allein erst seit fünfzig Jahren flengen sie an zu wägen. Alle großen Entdeckungen Lavoisier's, er verdankt sie der Wage, diesem unvergleichlichen Instrumente, das alle Beobachtungen und Entdeckungen festhält, die Zweifel besiegt und die Wahrheit ans Licht stellt, waö uns zeigt, daß wir uns geirrt haben, oder daß wir uns auf dem wahren Wege be- finden. Mit der Wage hatte das Reich des Aristoteles ein Ende; seine Methode, die Erklärung einer Naturerscheinung zu einem Spiele des Geistes zu machen, machte der eigentlichen Naturfor- schung Platz; drei von seinen Elementen waren von da an nur Bilder für Zustände. Alles Bestehende auf der Erde besaß nach wie vor den Zustand der Festigkeit, der Flüssigkeit oder der Luft- form; allein Erde, Wasser und Luft gehörten als Elemente der Geschichte an, das Feuer war der sichtbare und fühlbare Repräsen- tant einer Änderung dieser Zustände. 137. Räthsel. 1. Bon Schleiermachkr. Ph. Wackernagrl: Lesebuch. Stuttgart 1843. Iii, 16. 52. 92. a. ^urch dunkle Nacht drängt sich das erste Silbenpaar, Auf zartem Weiß stellt sich das zweit' am schönsten dar. Mög' oft das Ganze dein erwachend Aug' erfreuen Und ungetrübt die Lust des Lebens dir erneuen. b. Mein Erstes ist ja nicht die Sonne, Drum geb'ich oftnur trügerische Wonne Mein Zweites ist die Wahrheit nicht; Und stets ein ungewisses Licht. 6. Aus zarten Blumen wird das Erste zubereitet, Von fernen Sternen her das Zweit' uns zugeleitet; Das Ganze seht ihr oft in schön geschmückten Zimmern Hoch über Blumenpracht, hoch über Sternen schimmern.

4. Theil 3 - S. 92

1861 - Hanover : Rümpler
92 54. ilon den Äbderiten. S3on Wieland. Geschichte der Abderiten. Leipzig 1781. Deutscbee Merkur 1774, 1 u. 2. — Werke, herausg. vongruber. Leipzig 1818-28. 53 Bde. 1. Von ihrem Charakter. I, 10. dei den Griechen war ein abderitischer Einfall, ein Abderiten- stückchen ungefähr, was bei uns ein Schildbürger- oder bei den Helvetiern ein Lalenbnrgerstreich ist; und die guten Abderiten er- mangelten nicht, die Spötter und Lacher reichlich mit sinnreichen Zügen dieser Art zu versehen. Für jetzt mögen davon nur ein paar Beispiele zur Probe dienen. Einsmals fiel ihnen ein, daß eine Stadt wie Abdera billig auch einen schönen Brunnen haben müsse. Er sollte in die Mitte ihres großen Marktplatzes gesetzt werden, und zu Bestreitung der Kosten wurde eine neue Auflage gemacht. Sie ließen einen berühmten Bildbauer von Athen kommen, um eine Gruppe von Statuen zu verfertigen, welche den Gott des Meeres auf einem von vier Seepferden gezogenen Wagen, mit Nymphen, Tritonen und Delphinen umgeben, vorstellte. Die Seepferde und Delphine sollten eine Menge Wassers ans ihren Nasen hervorspritzen. Aber wie alles fertig stund, fand sich, daß kaum Wasser genug da war, um die Nase eines einzigen Delphins zu befeuchten; und als man das Merk spielen ließ, sah es nicht anders aus, als ob alle diese Seepferde und Delpbine den Schnupfen hätten. Um nicht ausgelacht zu werden, ließen sie also die ganze Gruppe in den Tempel des Neptuuus bringen; und so oft man sie einem Fremden wies, bedauerte der Küster sehr ernstbaft im Na- men der löblichen Stadt Abdera, daß ein so herrliches Kunstwerk ‘aus Kargheit der Natur' unbrauchbar bleiben müsse. Ein andermal erhandelten sie eine sehr schöne Venus von Elfenbein, die man unter die Meisterstücke des Praxiteles zählte. Sie war ungefähr fünf Fuß hoch und sollte auf einen Altar der Liebesgöttin gestellt werden. Als sie angelangt war, gerieth ganz Abdera in Entzücken über die Schönheit ihrer Venus; denn die Abderiten gaben sich für feine Kenner und schwärmerische Lieb- haber der Künste aus. ‘Sie ist zu schön,' riefen sie einhellig aus, ‘um ans einem niedrigen Platze zu stehen. Ein Meisterstück, das der Stadt so viel Ehre macht und so viel Geld gekostet hat, kann nicht zu hoch aufgestellt werden; sie muß das erste sein, was den Fremden beim Eintritt in Abdera in die Augen fällt.' Diesem glücklichen Gedanken zufolge stellten sie das kleine niedliche Bild auf einen Obelisk von-achtzig Fuß; und wiewohl es nun un- möglich war, zu erkennen, ob es eine Venns oder Austernymphe

5. Theil 3 - S. 94

1861 - Hanover : Rümpler
94 Vettern und Basen, heimgesucht, welche das schöne Wetter und den angenehmen Spaziergang zum Vorwände nahmen, ihn in seiner glücklichen Einsamkeit zu stören. Wiewohl Demvkritus den Abderiten wenigstens ebenso wenig gefiel, als sie ihm, so war doch die Wirkung davon sehr verschieden. Er floh sie, weil sie ihm lange Weile machten; und sie suchten ihn, weil sie sich die Zeit dadurch vertrieben. Eines Tages zeigte er ihnen seine schöne Sammlung von Naturalien aus allen Neichen der Natur: ausgestopfte Thiere, Vögel, Fische, Schmetterlinge, Muscheln, Versteinerungen, Erze u. s. w. Alles war den Abderiten neu; alles erregte ihr Erstaunen. Der gute Naturforscher wurde in einer Minute mit so viel Fragen übertäubt, daß er, wie die Fama, aus lauter Ohren und Zungen hätte zusammengesetzt sein müssen, um auf alles antworten zu können. Plötzlich erhub eine schöne Base sanft ihre Stimme und lispelte: <Herr Demokritus, Sie sind in der ganzen Welt herumgekommen, und es soll da viele wunderbare Länder geben, wo alles anders ist, als bei uns. Sagen Sie mir doch, in welchem unter allen diesen Ländern es Jhuen am besten gefallen hat? — Wo könnte es einem besser gefallen, als — zu Abdera?' — ‘D wir wissen schon, daß dies Ihr Ernst nicht ist. Ohne Complimente! ant- worten Sie der jungen Dame, wie Sie denken,' sagte ein Rathsherr. 'Sie werden über mich lachen,' erwiderte der Philosoph; 'aber weil Sie es verlangen, schöne Klonarion, so will ich Ihnen die reine Wahrheit sagen. Haben Sie nie von einem Lande gehört, wo die Natur so gut ist, neben ihren eigenen Ver- richtungen auch noch die Arbeit der Menschen auf sich zu nehmen? von einem Lande, wo ewiger Friede herrscht; wo niemand Knecht und niemand Herr, niemand arm und jedermann reich ist? wo der Durst nach Golde zu keinem Verbrechen zwingt, weil man das Gold zu nichts gebrauchen kann; wo eine Sichel ein ebenso un- bekanntes Ding ist als ein Schwert; wo der Fleißige nid)t für den Müsstgganger arbeiten muß; wo es keine Ärzte giebt, weil niemand krank wird; keine Richter, weil es feine Händel giebt; keine Händel, weil jedermann zufrieden ist; und jedermann zufrieden ist, weil jedermann alles hat, was er nur wünschen kann: mit einem Worte, von einem Lande, wo alle Menschen so fromm wie die Lämmer und so glücklich wie die Götter sind? Haben Sie nie von einem solchen Lande gehört?' Micht, daß ich mich erinnerte.' <Dies nenne ich ein Land, Klonarion! Da ist es nie zu warm nnb nie zu kalt, nie zu naß und nie zu trocken; Frühling und Herbst regieren dort nicht wechselsweise, sondern, wie in den Gärten des Alcinous, zugleich in ewiger Eintracht. Berge und Thäler, Wälder und Auen sind mit allem angefüllt, was des

6. Theil 3 - S. 96

1861 - Hanover : Rümpler
'Schlecht gerathen, Herr Rathsherr!' dachte Demokritus. /Ich erinnere mich, in den Amphiktyouen des Teleklides eine ähnliche Beschreibung des goldnen Alters gelesen zu haben,' sagte Fran Salabanda. 'Das Land, das ich der schönen Klonarion beschrieb,' sprach der Naturforscher, keine Satyre; es ist das Land, in welches von jedem Dutzend unter euch weisen Leuteil zwölfe sich im Herzen hinein wünschen und nach Möglichkeit hineinarbeiten, und in wel- ches uns eure abderitischen Sittenlehrer hineindeclamieren wollen, wenn anders ihre Deklamationen irgend einen Sinn haben.' 'Ich möchte wohl wissen, wie Sie dies verstehen,' sagte der Nathsherr, der, vermöge einer vieljährigen Gewohnheit, nur mit halben Ohren zu hören und sein Votum ini Rath schlummernd von sich §11 geben, nicht gerne die Mühe nahm, einer Sache lange nachzudenken. 'Sie lieben eine starke Beleuchtung, wie ich sehe, Herr Raths- meister,' erwiderte Demokritus. 'Aber zu viel Licht ist zum Sehen ebenso unbequem, als 511 wenig. Helldunkel ist, dünkt mich, gerade so viel Licht, als man gebraucht, um weder 311 viel noch zu wenig zu sehen. Ich setze zum voraus, daß Sie überhaupt seben können. Denn wenn dies nicht wäre, so begreifen Sie wohl, daß wir beim Licht von zehntausend Sonnen nicht besser sehen würden, als beim Schein eines Feuerwurms.' 'Sie sprechen von Feuerwürmern?' sagte der Nathsherr, in- dem er bei dem Worte Feuerwurm ans einer Art von Seelen- schlummer erwachte, in welchem ihn ein ziemlich sündlicher Traum heimgesucht hatte. 'Ich dachte, wir sprächen von den Moralisten.' .'Von Moralisten oder Feuerwürmern, wie es Ihnen beliebt,' versetzte Demokritus. 'Was ich sagen wollte, um Ihnen die Sache, wovon wir sprachen, deutlich zu machen, war dies. Ein Land, wo ewiger Friede herrscht, und wo alle Menschen in gleichem Grade frei und glücklich sind; wo das Gute nicht mit dem Bösen vermischt ist, Schmerz nicht an Freude, und Tugend nicht an Untugend grenzt, wo lauter Schönheit, lauter Ordinrng, lauter Harmonie ist; mit einem Wort, ein Land, wie eure Mora- listen den ganzen Erdboden haben wollen, ist entweder ein Land, wo die Leute keinen Magen haben, oder es muß schlechterdings das Land sein, das uns Teleklides schildert, mis dessen Amphik- tyonen ich, wie die schöne Salabanda sehr wohl bemerkt hat, meine Beschreibung genommen habe. Vollkommene Gleichheit, vollkom- mene Zufriedenheit mit dem Gegenwärtigen, immerwährende Ein? tracht, kurz, die saturnischcn Zeiten, wo man keine Könige, keine Priester, keine Soldaten, keine Rathsherren, keine Moralisten, keine Schneider, keine Köche, keine Ärzte und keine Scharfrichter braucht, sind nur in dem Lande möglich, wo einem die Rebhühner gebraten, in den Mund stiegen, oder, welches ungefähr ebenso viel sagen will,

7. Theil 3 - S. 262

1861 - Hanover : Rümpler
262 136. Des Chemikers Laboratorium. Von Liebig. Chemische Briefe. Heidelberg 1844. S- 85. Wenn man von den Fortschritten und der Entwickelung der neuern Chemie reden will, so kann man nicht umhin, den Mitteln und Werkzeugen, die der Chemiker zu seinen Arbeiten benutzt, eine Lobrede zu halten. Ohne Glas, ohne Kork, Platin und Kautschuk wären wir heute vielleicht nur halb so weit. Zu Lavoisier's Zeiten war es nur wenigen und zwar nur sehr reichen Leuteil, der Kost- spieligkeit der Apparate wegen, gestattet, chemische Untersuchungen zu machen. Die wunderbaren Eigenschaften des Glases kennt jedermanns durchsichtig, hart, sarblos, unveränderlich durch Säuren und die meisten Flüssigkeiten, in gewissen Temperaturen geschmeidiger und biegsamer wie Wachs, nimmt es in der Hand des Chemikers, vor der Flamme einer Öllampe, die Form und die Gestalt aller zu seinen Versuchen dienenden Apparate an. Welche kostbare Eigenschaften vereinigen sich im Kork! Wie wenig vermögen andere seinen Werth zu schätzen und seine Tu- genden anzuerkennen! Vergebens würde man sich den Kopfzer- brechen, um den Kork als ganz gewöhnlichen Verschluß einer Bou- teille durch etwas anderes zu ersetzen. Man denke sich eine weiche, höchst elastische Masse, welche die Natur selbst mit einer Substanz getränkt hat, die zwischen Wachs, Talg und Harz steht (dem Suberin), wodurch sie die Eigenschaft erhält, völlig undurchdring- lich für Flüssigkeiten, ja selbst bis zu einem gewissen Grade für alle Gase zu sein. Wir verbinden durch Kork weite mit engen Öffnungen, und mittels Kautschuk und Kork construieren wir die zusammengesetztesten Apparate von Glas, ohne dazu den Metallar- beiter und Mechanicus, Schrauben und Hähne zu bedürfen. Die Apparate des Chemikers sind ebenso wohlfeil als rasch und schnell zu Stande gebracht und erneuert. Ohne Platin wäre eine Mineralanalyse nicht ausführbar. Das Mineral muß aufgelöst, es muß aufgeschlossen, d. h. zur Auslösung vorbereitet werden. Glas und Porzellan, alle Arten von nicht me- tallischen Schmelztiegeln werden durch die zur Ausschließung dienenden Mittel zerstört, Tiegel von Silber und Gold würden in hohen Temperaturen schmelzen; das Platin ist wohlfeiler wie Gold, härter und dauerhafter wie Silber, in allen Temperaturen unserer Öfen unschmelzbar, es wird durch Säuren, es wird von kohlensauren Alkalien nicht angegriffen, es vereinigt in sich die Eigenschaften des Goldes und des unschmelzbaren Porzellans. Ohne Platin würde heute vielleicht die Zusammensetzung der meisten Mineralien noch unbekannt sein. Ohne Kork und Kautschuk würden wir den Mechanicus bei allen unsern Arbeiten nicht entbehren können.

8. Theil 3 - S. 304

1861 - Hanover : Rümpler
304 neten, einem bloßen Punkt im Weltall, wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit mi-t Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erbebt dagegen meinen Werth, als einer Intelligenz, un- endlich durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Thierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmäßigen Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens einge- schränkt ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen läßt. Allein Bewunderung und Achtung können zwar zur Nach- forschung reizen, aber den Mangel derselben liicht ersetzen. Was ist nun zu thun, nm diese auf nutzbare lind der Erhabenheit des Gegenstandes angemeffene Art anziistelleu? Beispiele mögen hie- bei ziir Warnung, aber auch zier Nachahmung dienen. Die Weltbetrachtung steng von dem herrlichsten Anblicke an, den menschliche Siiine nur immer vorlegen, und nufer Verstand, in ihrem weiten Umfange zu verfolgen, nur immer vertragen kann, und endigte — mit der Sterndeutung. Die Moral fieiig mit der edelsten Eigenschaft in der moralischen Natur an, deren Ent- wickelung und Cultur auf unendlichen Nutzen hinaussieht, und endigte — mit der Schwärmerei oder dem Aberglauben. So geht es alleii noch rohen Versucheii, in deneii der vornehmste Theil des Geschäftes auf den Gebrauch der Vernunft ankommt, der nicht, so wie der Gebrauch der Füße, sich von selbst vermittels der östern Ausübung findet, vornehmlich, wenn er Eigenschafteil betrifft, die sich nicht so unmittelbar in der gemeinen Erfahrung darstellen lassen. Nachdem aber, wiewohl spät, die Maxime in Schwung ge- kommen war, alle Schritte vorher wohl zu überlegen, die die Vernunft zu thuil vorhat, und sie nicht anders, als im Gleise einer vorher wohl überdachten Methode, ihren Gang machen zu lassen, so bekam die Beurtheilung des Weltgebändes eine ganz andere Richtung und mit dieser zugleich einen ohne Vergleichung glücklichern Ausgaiig. Der Fall eilies Steins, die Bewegung einer Schleiider, in ihre Elemente und dabei sich äilßernden Kräfte auf- gelöst und mathematisch bearbeitet, brachte zuletzt diejenige klare und für alle Zukiiiift unveränderliche Eiiisicht in den Weltbau hervor, die bei fortgehender Beobachtung'hoffen kaiin, sich immer nur zu erweitern, niemals aber zurückgehen zu müssen fürchten darf. — Dieseii Weg in Behandlung der moralischen An- lagen unserer Natur gleichfalls einzuschlagen, die Beispiele der mo- ralisch iirtheilenden Vernrinft in ihre Elementarbegriffe zu zergliedern, kann niis jenes Beispiel anräthig sein und Hoffnung zu ähnlichem guten Erfolg geben. Dadurch wird auch hiebei theils der Verirrung einer noch rohen ungeübten Beiirtheilimg, theils, welches weit nö- thiger isch den Genieschwüngen vorgebeugt, durch welche, wie es von Adepten des Steiiis der Weisen ,;u geschehen pflegt, ohne
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